Giants
Grrrr – Teil II
Leider gibt es in unserer Unterkunft vor dem westlichen Parkeingang zum Yosemite und in der Umgebung keinerlei Wifi oder sonstigen Internet- bzw. Handy-Empfang. Das Motel hat mehr Zimmer als das Nest El Portal Einwohner hat. 😉
Zudem hat sich die Tipparbeit vom heutigen Tag wieder einmal komplett in Luft aufgelöst. Eigentlich sollte der heutige Blog “Giganten” heissen. Na ja, nun ist es halt wieder einmal “Grrrr”. 😉
Der Tag daher nur in der Kurzzusammenfassung: wir haben den Aufenthalt im Yosemite heute mit einem Besuch der Riesenbäume in Mariposa Grove ausklingen lassen. Mariposa Grove liegt im ganz südlichen Teil des Parks und unterscheidet sich sehr vom Rest des Parks, obwohl man überall Hinweise auf Gletscher sieht.
Die Bäume sind wirklich gigantisch, was sich so mit einer Kamera und mangelnden Vergleichmaßstab kaum einfangen läßt.
Am Freitag fahren wir ganz gemächlich Richtung San Francisco, wo wir uns noch einmal mit Brian treffen werden bzw. beim ihm übernachten, bevor es dann wieder Richtung Hamburg geht.
Am Abend
Ab 19:30h wird es im Park deutlich ruhiger. Viele fahren noch zum Glacier Point, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Ansonsten ist auf den Strassen wenig los. Nur an gewissen “Hotspots” sind jetzt die Fotografen mit ihren Stativen unterwegs.
Auf den Wiesen und zwischen den wassernahen Wäldern regieren jetzt die Mosquitos. Wir sind beide gut zerstochen, wobei diesmal Etti erstaunlicherweise die Nase vorn hat. Ansonsten wird es jetzt kurz vor dem Sonnenuntergang friedlich und man hört (fast) nur noch das Rauschen der Wasserfälle.
Die linke Valley-Seite liegt schon im Schatten und gut eine Stunde vor Sonnenuntergang liegen der Bridalveil Fall und die Cathedral Rocks im letzten Licht.
Das allerletzte Licht des Tages gebührt natürlich dem Half Dome:
Unsere Zeit im Yosemite und der Urlaub neigen sich langsam dem Ende zu. Morgen früh verlassen wir die Lodge im Park. Eventuell bleiben wir dann aber tagsüber noch hier, bevor wir uns am Abend dann in einem kleinen Nest außerhalb des Parks einquartieren. Wir melden uns dann also wieder, sobald es irgendwo Internetzugang gibt.
Wolke über den Yosemite Falls
Sentinel Dome
Ähnlich wie gestern haben wir es erst einmal ganz ruhig angehen lassen. Noch immer Wohlgesättigt von dem Abendessen (gestern abend gab es Heilbutt aus Alaska…mjam….mjam….) war der Appetit nach dem Aufstehen eher bescheiden, aber trotzdem wurde mit einem Omelette bzw. Blueberry Pancakes die richtige Grundlage für den Tag geschaffen. Nur unsere Kaffeemaschine wünschen wir uns so langsam wieder.
Der ewig umtriebige Mr. Half Dome hatte noch ein Meeting mit der Parkleitung, um seine Half Dome-App für das iPhone und Android-Smartphone vorzustellen. Außerdem hat er zusammen mit der Yosemite Conservancy einen Vorschlag eingereicht einen gewissen George Anderson mit einer Plakette zu ehren bzw. das Andenken zu bewahren. Keine Ahnung wer George Anderson ist?! Macht nichts. 🙂 Dem guten Mann wird die Erstbesteigung des Half Domes zugeschrieben und er hat auch die ersten “Cables” (heute Stahlseile, damals eher herkömmliche Seile) angebracht, um das letzte sehr steile Stück erklimmen zu können. Das war im Oktober 1875.
Nachdem das Meeting beendet war, kam der ewig gut gelaunte Mr. Half Dome zu uns. Wir hatten schon gestern abend beschlossen, daß Rick und ich heute eine kurze Wanderung unternehmen würden, während Etti die Stellung im “Basislager” hält.
Heute waren dann endlich mal ein paar schöne Wolken am Himmel und die Regen- bzw. Gewitterwahrscheinlichkeit lag bei 40%, aber geregnet hat es dann doch nicht. Es waren dann bis in den Abend hinein 30°C. Also schnell den Rucksack gepackt und los ging’s. Nach gut 50 Minuten Fahrt im Valley sind wir am Trailhead des Sentinel Dome angekommen.
Der Sentinel Dome ist sehr beliebt, da er mit relativ wenig Aufwand (Wanderdauer hin und zurück ohne Aufenthalt auf dem Gipfel je nach Fitness ca. 2-3 Stunden) einen der besten Blicke im Valldy bietet. Nur der Half Dome ist noch höher, wobei ich persönlich den Ausblick vom Sentinel Dome besser finde, da er mehr Vielfalt bietet). Über dem Sentinel Dome lagen schon ein paar nette Wölkchen.
Rick hat es dann auch sehr gefallen. Obwohl er so oft im Yosemite ist, hatte er diese Wanderung noch nicht auf seiner “Liste”.
Der Ausblick war echt Klasse. Sowohl über den Yosemite Falls, North Dome, Little Yosemite Valley und der High Sierra lagen abwechselnd tolle Wolkenformationen.
Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß und nach gut einer Stunde Ausblick geniessen, Fotos schiessen und chillen sind wir dann wieder zurück zum Trailhead (und ich irgendwann schraube ich den Filter auch richtig drauf, damit die Bilder keine dunklen Ecken haben ;)).
Wasser auf dem Weg nach San Francisco
Mr. Half Dome und Etti auf der Dammkrone
Wasser für San Francisco
Heute haben wir zunächst bis 8:15h faul im Bett gelegen, dann geduscht und schlußendlich ein Käffchen inhaliert (bzw. das was man hier für Kaffee hält ;)). Um 9:45h waren wir wieder im Zimmer und kurz darauf erschien unser ewig gut gelaunter Freund Rick Deutsch. Rick ist absoluter Half Dome-Enthusiast und hat selbigen am gestrigen Independence Day zum 29. mal bestiegen. Deswegen kennen ihn alle auch nur als “Mr. Half Dome”. 🙂
Ähnlich wie bei Brian war die Wiedersehensfreude groß und nach dem Austauschen der letzten Erlebnisse, haben wir kurz beratschlagt, was wir heute gemeinsam unternehmen wollen. Die Wahl ist dann auf Hetch Hetchy gefallen – ein Teil von Yosemite, den nur die wenigsten Besucher sehen und den auch wir trotz diverser Besuche in Yosemite noch nicht besucht hatten.
Der Park wirkt heute wie verwandelt und es ist nur noch ein Bruchteil des Verkehrs unterwegs. Auch das Besucherprofil hat sich total geändert und wer es am Wochenende nicht selbst mkterlebt hat, würde heute nicht glauben, daß hier vor 24h noch der Ausnahmezustand geherrscht hat.
Nach kurzer Fahrt von 45 Minuten sind wir dann auch schon in Hetch Hetchy angekommen. Insgesamt haben wir auf einer Fläche ähnlich groß wie das Valley nur eine Handvoll anderer Besucher angetroffen.
Das Tal von Hetch Hetchy ist ähnlich wie das Yosemite Valley durch Gletscher geformt worden. Ebenso hat es eine Reihe von ähnlich schönen Felsformationen und Wasserfällen. Unter Naturfreunden und Umweltaktivisten ruft der Name Hetch Hetchy noch heute großen Schmerz hervor, denn das einst unberührte Tal wurde 1923 durch den Bau des O’Shaughnessy Dam geflutet. Dies geschah gegen den Willen und unermüdlichen Widerstands des Naturschützers John Muir. John Muir gilt als der Vater der amerikanischen Nationalparks. Er starb jedoch 1914, ein Jahr nachdem der Bau des Damms genehmigt wurde und 9 Jahre bevor Hetch Hetchy geflutet wurde.
Der Bau wurde im wesentlich dadurch begründet, daß die Stadt San Francisco dringend Wasser brauchte. Nach dem verheerenden Brand von 1906 war sehr viel Infrastruktur verloren gegangen und die im Neuaufbau befindliche und wachsende Stadt gierte nach Wasser.
Heute versorgt der Staudamm mehr als 2,4 Millionen Besucher mit Wasser. Das Wasser ist so klar, daß es auf mehr als 320km Strecke nicht gefiltert werden muß. Es gibt auch keinerlei Pumpen – das Wasser gelangt durch natürliches Gefälle über diese Strecke bis an die Pazifikküste.
Bis 1938 wurde der Damm auf seine heutige Höhe von ca. 95m erhöht. Das angeschlossene Wasserkraftwerk liefert bis zu 1% des kalifornischen Strombedarfs.
Mehrere Wasserfälle münden in den Stausee, wobei die Wapama Falls die berühmtesten sind. Vor einigen Tagen sind 2 Wanderer beim Überqueren einer Brücke über den Falls Creek (der die Falls aus dem Lake Vernon speist) von den Schmelzwassermassen in die Fluten gerissen worden. Ein Wanderer wurde mittlerweile tot geborgen, der andere wird noch vermisst. Dies zeigt einmal mehr, daß die Nationalparks reale Gefahren bieten (in Yosemite sind bislang ca. 900 Menschen ums Leben gekommen).
Nördlich von Hetch Hetchy liegt echtes “Backcountry”, daß nur erfahrenen Wanderern zugänglich ist. Dafür erwartet einen dann aber auch einmale Natur verbunden mit Einsamkeit und Ruhe.
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